Mittwoch, 25. August 2010
Bestattungsvorsorge und koa scheene Leich'
Bei mir gibt’s nix zum Lacha. Weil i a ernsthafta Mensch bin, oana , der si Gedankn macht:

Vorsorge Gedankn

Wir miassn moi redn. Ernsthaft. Es geht um die Bestattungsvorsorge. Ich woaß dass des koan interessiert. Solang er ned selbst betroffen is. Geht mia ja aa so. Aber bei der Thematik is es so, wenn ma selbst betroffn is, is z’spät zum drüber redn. Dann hams nämlich nix mehr zum melden.

Es geht ja scho mit der Vorstellung los, dass i moi nimma bin – unvorstellbar. Über a Leben nachm Dod mog ich schon zwoamoi ned nachdenga. Alloa deswegn – wos i da ois abarbatn miassat – karma - technisch betracht. Da brauch i no ned amoi auf meine ganzen frühern Leben zruck schaugn. Da glangt scho des Jetzige. Ja mi host gsegn. Scheene Aussichten san des.

Wissen Sie eigentlich, wos heutztog a Bestattung kostet? Ned gell. Für 500 Euro kriagns koa Ticket mehr – für die letzte Reise. Und sowas wia a Bahncard oder Bonus Meilen gibt’s ja do a ned. Warum aa. Die Fahrt machens eh bloss oa moi.

Hams eana scho moi übalegt, welches auf dem heutigen Arbadsmarkt der krisensicherste Job ist. Brauch i Eahna ned verzäin, oda? Auch wenn dieser Beruf…. Also i hab ja scho Schwierigkeitn mit dem Wort „Beruf“, kimmt vo Berufung und do frog i mi scho, wos des für Leit san di si zu sowos berufn fühln. Moi ehrlich. Aber was macht ma ned ois fürs liabe Geld. Und außadem , welche Kundschaft prüft denn scho nach, ob da wirklich drin is was draufsteht – auf da Rechnung oder im Sarg. Im Endeffekt ist doch a jeda froh, wenn da Deckel drauf is und da Großvater endlich unter da Erde. Egal wia. Dass ma dafür gern wos springa lasst – woaß a jeda Bestatta. Mi wundert’s ja, dass de heit no alle Trauer- oder Bestattungshilfe hoaßn und ned scho „Nirwana Travel“.

Also, i tendier scho eha zu einer Feuerbestattung – mit so na Urne ko ma ja ned vui foisch macha. Allerdings intensiva nochdenga derfst ja do aa wieda ned.

Dass ma vorher in den Ofen kimmt – ich ko ja aa nix dafir – dass mia da immer die Hexe aus Hänsel und Gretel dazua eifoit. Nur bei dera Hexe is ja sozusagen historisch belegt, dass de aa wirklich im Ofa landt. Wer kontrolliertn des amoi bei mia? Hernach endt i dann doch beim Herrn von Hagens aufm Obduktionsteller ois transparente Horizontalscheibn. Samma moi ehrlich, so genau woaß doch koaner, woher der sei Material bezieht.

So ein Sarg im Krematorium, der verschwindt ja nur hinter na Diar, wo angeblich a Ofen is. Glaubns im Ernst, dass aa nur oana meiner Trauergäste Interesse hod zum zuaschaugn wie i verhoazt wer. Wer wui denn sowas segn? Ich woaß aba dass de im Krematorium für alle Eventualitäten vorgsorgt ham. An Ofa gibt’s da scho. Und neischaugn koma do aa – durch so a Luckal, ned amoi so groß wia a Bullaug. Du siegst aber ned mehra wia a bar Flammen. Wos jetzt da wirklich verhoazt werd ???. Und ob de Öffnung durch die da Sarg einifahrt, jetzt wirkli in Ofa führt und ned zum Hinterausgang – woaß a koana. Womit mia wieda beim Herrn von Hagens warn. Glaubens im Ernst, Eahna dat des auffoin, wenn im Hof vom Krematorium ein LKW steht mit der Aufschrift „Hagens International Transport GmbH“.

Mia persönlich stinkt des ja. Dass mit meina Leich noch sovui Geld verdeant werd. Deswegen hob i mia übalegt, dass i meine Reste glei freiwillig dem Herrn von Hagens vermach. Ned wei i den jetzt so guad find mit seine Plastinate. Früher hod ma sowas Leichenfledderei gnennt. Aba heit kannst ja mit allem a Gäid macha. Nur bevor sich der Bestatter a goidne Nasn an mia verdient. So kann mia ja ned mehr bassiern ois dass der Herr von Hagens mi frogt: Wie hätt ma’s denn gern: Am Stück oder aufgschnitten?“ Des is mia dann relativ, wia der mi verwurschtlt. Solang i ned ois Leberkäs endt.

Guat, es gibt amoi koa Grabstelle vo mia. Aba da hob i mia denkt , wenn i jedm an Gutschein schenk für einen Besuch im Plastinarium.

Des ist jetzt oiso a Grund, warum i mia Gedankn mach. Und der andere is dass i moi auf na Beerdigung war. Und des war

KOA SCHEENE LEICH‘


Bei uns aufm Land, Sie, des is ned oafach a Beerdigung, des is a Event. Wenn da so a Dorfhoheit verbleicht, verblich, also vastirbt, dann ist des a Event mit allem Pipapo . Wenn da wos schiaf laft, dann is des koa Malör, sondan a Super Gau. Und genau des wars dann aa.

Ogfangt hods scho vor da Kirch beim Austeiln vo de Sterbebuidln. Hoit, jetz hob i wos vagessn. Da Verblichene war a Großbaua. Den hod a jeda kennt im Dorf. Und dass der gern amoi oan üban Durst drunga hod, des hod aa a jeda gwußt. Wias hoid so is aufm Land. Da brauchst koa hus hu Vazeichnis ned bei uns herausn. Do kennt a jeda jedn. Und wos aa no wichtig is: Meng hod den ja koana. Ned amoi sei eigne Familie. Weil er a rechta Pfennigfuchsa war. Aba wos hoid ma ned ois aus mit da Aussicht auf a ertragreiche Erbschaft, ned wahr?

Wie genau des jetz herganga is mit de Sterbebuidl – des woaß i ned. Jedenfois auf dem Sterbebuidl war a Foto von dem Großbauan wia er beim Stammtisch hockt mit da Maß vor sich und da Ziegaan im Mai. Und des aa no ois Farbdruck. Ausgschaugt hod er wia a hypadonischa Schwamm. Und auf dera Seitn, wo normalaweis a Verserl steht, do is gstandn RIP und drunta in fette Buchstabn – ned Rest in peace, sondan Return if possible. Die Dorfältästän ham des ja erst gar ned übarissn, bis a bar Globalisierte eahna des dann verdeutscht ham. Dass der Bestatta ned nachgfrogt hod, aber dass dene des relativ is, hod ma ja scho beim Heimgang von unsam liabn Mosi gsegn, wo im Sterbebuidl a Verserl vom Saint-Exupéry war und drunter hams ois Autor den Camus gsetzt.

Kennans Eahna vorstelln, wos des für a Juhu war wia d’Leit in’d Kirchi eini san. Und selbst in de heiligen Gemäur war koa Ruah ned. Wos no dazua kemma is, dass der Pfarrer grod in Urlaub war. De Mess hod sei Vertreta ghoitn. Des war a Inda. Ganz a Netta. Nur wos der gsogd hod, des hod koa Mensch ned vastandn. Nur den erstn Satz: „Wenn die letzte Datei geöffnet wird“…Vielleicht hod er do wos durchanand bracht, der nette Inda und war doch liaba a Computer Inda worn statt….naja und dann wars hoit aa scho wurscht. Der Messma war aa in Urlaub. Sei Vertretung war oana von de Wirtshausspezin vom Großbauan. Anfangs is ja ois no guad ganga bis na die Mess aus war und der Hilfsmessma de Glockn hod leitn miassn. Bsonders musikalisch war er ned und erschwerend hinzugekommen is, dass er vor da Mess scho beim Frühschoppn war. Normalaweis hert si des Glocknlaitn a so o: bingbing bingbing bingbing. Nur heit war der Rhythmus ganz a andara: bing bing bing bingbing bingbing. Des hod si na oghert wie Highway to Hell von AC/DC. D’Leit ham gar ned gwußt wias geh soin, weil de san hoit ihr bingbing bingbing gwohnt und mit dem modernen Rhythmus sans einfach nimma mitkumma.

So a Trauermarsch, der had hoit aa a bestimmte Geschwindigkeit und bei AC/DC miassad ma hoit a bissi schnella geh, damit des nach was ausschaut.

Hochsommer war’s und 35 Grad hods ghabt und der Sarg, der steht ja ned in der Kirch, sondern in der Aussegnungshalle. Jetzt war aber die Kühlung ausgfoin und der Großbauer war vor seim letztn Stünderl no an hoibn Tag beim Wirt gsessn. Woas der Geier, in wieviel Massn der sein letztn Schweinsbraten versenkt hod.

Auf alle Fälle ist der bis dahin sehr erheiterten Trauergesellschaft des Lacha ziemlich schnell verganga wias hinter dem duftenden Sarg hergeh ham miassn. Die Sargträger warn vom Bestatta gstellt und bekannt dafür, dass sie a guats Glaserl aa ned grod verachtn – aufm Land hoasst des 5 Massn san gar nix. Und weil de am Voramd der Beerdigung eben moi wieda oan zvui in der Birn ghabt ham, is eana ned glei eigfoin wos zvor des Grab aufgschaufelt ham. Oiso hams zwoa extra Rundn übern Friedhof draht, der ja ned grod gloa is und dee Trauergemeinde schee brav hintaher. De Bläser ham drei mal „ Ich hatte einen Kameraden“ gspuit bis de Träger endlich es Grab gefundn ham. Mitm Gleichgewicht hamses aa ned so ghabt – de Träger. Oiso mia wars ja im Sarg no schlecht worn bei dem Gschaukl. Oiso wenn i moi –bittschön deats mia a Tablettn gega Seekrankheit zwischen d‘ Zähn wenn i amoi, na lass ma des. I wui ja in a Urne. De komma dann doch ned aso umanand haun wia an Sarg.

Wia’s dann endlich vorm Grab gstanden san, hams gmerkt, dass irgendwia verkehrt herum do stengan mit dem Sarg. Und zum Rangschiern ogfangt. De Trauergmoa, de im Halbkreis ums Grab umi gstandn is, is zerscht amoi Meta zruck, ned weil de sovui Platz zum Rangschiern braucht ham, sondern weil sich des Odeur jetzt erst richtig verbreitet hat.

Hoffentlich hams den boid untn – hob i mia denkt. Aber vorher kimmt ja no des Procedere vom Geistlichn am Grab. Der war scho sauba blass. Sovui Weihrauch ham de gar ned verwedln kenna, dass des wos ghoifa hätt. Wia er dann endlich fertig war mit seim Kauderwelsch, hamms den Großbauern samt seiner neuen Behausung endlich obi glassen.

Die Träger ham scho ganz rode Kepf ghabt, vor lauter Anstrengung, dass eana der Sarg ned auskimmt, weil magersüchtig war er ja ned grod, der Großbaua.

Ganz stad war’s, es is hoit aa a spannender Moment, so a Grubenabfahrt. Der Sarg war oiso drunt, de vier Träger ham ogsetzt zur obligatorischen Verneigung . Und dann warns nur no drei. Bevor ma richtig realisiert hod, dass oana fehlt, hods an Schlag doa und dann host bloss no ghert wias Holz splittat.

Totenstill war’s und allen ist des Bluat in de Adern gfrorn. I bin ja jemand, der bei so einer Großveranstaltung scho moi gern d‘ Leute zuaschaugt: Wia’s da gstanden san, wie festgfrorn und des mit offene Mäuler. A hoibata Ewigkeit hods dauat - bis der verschollene Träger mit blumenumkränztm Haupt wieda aus der Versenkung aufdaucht is. Was dann bassiert ist kannt ma mit dem Gegenteil von Schockfrosten beschreiben. Der Trauergmoa is des Bluat in Schädel gschossn, d‘ Augn hods eana aussidruckt und die Backen hams aufblosn wia Drudhähn beim Boizn.

Und glauben’s mir, das hod mir zum denga gem. I konn Eahna bloss sagn: Sorgns vor:

Dass der Pfarrer ned grod in Urlaub is

De Träger am Amd vor der Beerdigung Ausgehverbot kriagn

Und überlegns eana guat wia Sie sich fotografieren lassn im Lebn davor.

Ois andere is sowieso für d‘Katz. Trotzdem hob i mich beratn lassen zwengs ner Vorsorge.

Mittlerweile hod a Mitarbeiter vom Bestatta des Wort ergriffn, um die Einladung zum Trauermahl auszusprechen. Die hod er aber zerscht suacha miassn. Endlich ziagt er an Zettel aus der Hosntaschn, fünffach gefaltet und den hod er dann abglesen:

Die Angehörigen danken für die Teilnahme am Kirchgang und laden :

Die Geistlichkeit Herrn Pfarrer Chittaswarup Krishnamurti Ramaishwar, den Messma, d‘ Ministranten, den Organisten, an Chor, de Träga, d‘ Musi, d‘ Bläsa, d‘ Redna, de Vereine, d‘ Vereinsvorstandschaft, de Fahnenabordnungen, Freunde, Bekannte, Verwandte und de neigierign Nachbarn ins Gasthaus Zipflwirt zu Schweinsbratn und Knödln ein.

Auwähzwick, lach amoi auf ner Beerdigung. Irgendwia muass des aber raus und da geh i liaba bevor i mi obisl - aa wenn ma des bei einer schwarzn Hose ned glei kennt. Da hob i mi umdraht und bin ganga. Zum Trauermahl oder noch schlimma zum Leichenschmaus. I moan ollawei, dass si des ohert wia wenn da Leichnam vaspeist wird.

Da triffst dann alle wieda – die ganze dörfliche Haute-Volée. An da Eingangstür zur Wirtschaft steht d‘ Mesnerin – wia a Wachhund. Da brauchst fei ned moana, dass du dir dein sitzplatz aussuacha konnst. Da sorgt scho d‘ Mesnerin dafür, dass du di ned einfach neber die Geistlichkeit hockst. Am Tisch der Geistlichkeit da derfa nur Auserwählte sitzn und auswähln duat d‘Mesnerin. Und de hat vor lauter Gschaftln längst den Überblick verlorn. Dass de direkte Verwandtschaft am Katzentisch landt – mei des bassiert hoit.

Bis dann der lauwarme Schweinsbraten serviert werd is gnua Zeit zum Umschaugn. Oiso an die Kleiderordnung hoitn sich ja die meisten bis auf a bar weibliche Malefizdeandln, de recht aufdackeld und mitm gloana Schwarzn odanzn. So gloa, dass’d moanst die ham bloss a Oberteil o undn Rock vergessn. Da gfrein si dann de Träger, dass wos zum schaugn ham, weil die derfan ja, weils ned betroffn san.

So Bestattungsmenschn san ja eh a Fall für sich. De kennst ja meistens scho am Gang. De wo outdoor arbatn, ham oft an leicht schwankenden, während die In-sassn, oiso de im Büro mehr so gstelzt gengan – so als hättns an Besenstiel vaschluckt. Wahrscheinlich glauben sie das sei fürnehm. Fürnehm sinds ja alle gern, a bisserl mehr oder weniga. So a Leichenschmaus, der eignet sich ganz hervorragend für die Studie am Menschen bzw. um den Unterschied zwischen einem führnehmen Menschen und einem, der gerne fürnehm wäre, zu erkennen. Da brauchst koa Ahnenforschung betreim - dene brauchst nur beim Essen zuaschaugn – da hab i mi ja scho oft gfragt wia manche Menschn mit so einer Gabelakrobatik überhaupt jemals satt wern.

Habedere ©Kelly 2009

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